F. Näscher: Kirchengeschichte Liechtensteins

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Titel
Beiträge zur Kirchengeschichte Liechtensteins. Bd. 1: Seelsorger in den Pfarreien, Bd. 2: Berufungen aus den Gemeinde, Bd. 3: Ordensleute in Schule und Pflege


Autor(en)
Näscher, Franz
Erschienen
Vaduz 2009: Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein
Anzahl Seiten
488 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Martin Meier, Unabhängige Expertenkommission Schweiz - Zweiter Weltkrieg Postfach 259 CH-3000 Bern 6

Alt-Dekan und Pfarrer im Ruhestand Franz Näscher hat mit seinen drei Bänden ein imposantes Werk vorgelegt, das nicht nur für die Fachhistoriker schon jetzt ein Standardwerk darstellt, sondern auch alle Interessierten zum Blättern und Schmökern einlädt. Es zeigt die Kirchengeschichte Liechtensteins anhand von rund 1500 Einzelbiographien von Seelsorgern und Ordensleuten in und aus Liechtenstein – ein Aspekt der Geschichte des Fürstentums, der bis jetzt noch nicht beleuchtet wurde.

Mit Akribie hat der Autor während über 30 Jahren recherchiert und diese umfangreiche Sammlung zusammengetragen. Der erste Band beschäftigt sich mit Seelsorgern in den Liechtensteiner Pfarreien und enthält kurze Überblicke zur früheren kirchlichen Aufteilung Liechtensteins. Die Aufzeichnungen beginnen in der Zeit der Reformation und enden mit dem Erlöschen des Dekanats bzw. der gleichzeitigen Errichtung des Erzbistums 1997, als eine neue Epoche in der Kirchengeschichte des Fürstentums Liechtenstein begonnen hat. Es spricht für Franz Näschers ökumenische Offenheit, dass er auch die Pfarrer der evangelischen Kirchen aufgenommen hat. Ebenso mit aufgenommen wurden die Laien, die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Seelsorge tätig waren. Mit den Seelsorgern hängt die Geschichte der einzelnen Pfarreien eng zusammen. Darum wird in den tabellarischen Lebensläufen verschiedens erwähnt, was während der Zeit ihres seelsorgerlichen Dienstes geschehen ist. In den tabellarischen Porträts, meist mit einem Foto versehen, begegnet man vielen bekannten Gesichtern. Die Vielfalt an Lebensformen und Biographien, die im Raum der Kirche möglich waren, ist erstaunlich. Die Lebensläufe sind mitunter ganz unkonventionell und voller Überraschungen. Gerade in dieser Brüchigkeit haben all diese Menschen zur Verkündigung des Evangeliums und zur Lebendigkeit der Kirche über die Jahrhunderte beigetragen. Als ein Beispiel sei etwa Jakob Joseph Jauch erwähnt. Geboren und aufgewachsen in Russland, studierte er dann in Basel. Später wurde er Feldprediger in Neapel beim ersten Schweizer Regiment in sizilianischen Diensten. Er gilt als der Verfasser der Liechtensteinischen Landeshymne.

Die Dokumentation zeigt eindrücklich, dass viele Priester und Laien im Lauf der Jahrhunderte zu einem religiösen Leben im Land massgebend beigetragen und sicher auch die eine oder andere kirchliche Berufung geweckt haben. Um diese Berufungen geht es im zweiten Band. Dieser ist den Personen gewidmet, die dem Ruf Gottes gefolgt sind, in einen besonderen Dienst zu treten und den Menschen zu dienen. Es sind Berufungen zum Dienst in der Seelsorge, zum Leben in einer klösterlichen Gemeinschaft und zu einem kirchlichen Dienst als Laientheologe. Dieser Band ist eine Anerkennung für das, was die vorgestellten Personen für die Sache Gottes (und der Menschen) geleistet haben. Als Beispiele seien hier etwa die Zamser Schwestern erwähnt, oder die Maristen-Schulbrüder, die in Unterricht und Pflege über Jahrzehnte tätig waren. Eindrücklich zeigt die umfangreiche Dokumentation auf, wie die Kirchengeschichte Liechtensteins noch vor wenigen Jahrzehnten eng mit dem Bildungswesen und vielen sozialen Einrichtungen des Landes verknüpft war.

Der dritte Band ist den Ordensleuten in Bildung, Schule und Pflege gewidmet – Bereiche
die der Kirche von Anfang an ein grosses Anliegen waren. In der Neuzeit übernahmen
Orden und Kongregationen von Schwestern und Brüdern diese diakonischen Dienste. Im Fürstentum Liechtenstein wären die Entstehung und der Erhalt schulischer und sozialer Einrichtungen von der Mitte des 19. bis weit über die Mitte des 20. Jahrhunderts ohne den Einsatz zahlreicher Ordensschwestern, Schulbrüder und Patres nur schwer möglich gewesen. Sie haben den Weg bereitet, dass sich aus den so genannten Armenhäusern die Wohnheime und aus dem Collegium Marianum das Liechtensteinische Gymnasium entwickeln konnten. Im Schulwesen, in der Alten- und Krankenpflege, im Heim- und Anstaltwesen für Arme und Waisen haben Schwestern dem Staat Wege bereitet, im sozialen Bereich aktiv zu werden. Sie leisteten als Lehrerinnen, als Krankenschwestern, als Heimbetreuerinnen Einsätze, die weder Mindestlohn noch Sozialversicherung kannten.

Mit seinem Werk dokumentiert Franz Näscher nicht nur das Leben und Wirken von Einzelpersonen, sondern sorgt auch dafür, dass dieses nicht vergessen geht. Aufgrund der geographischen Nähe ergeben sich auch zahlreiche Bezüge und Ergänzungen zur schweizerischen, österreichischen und deutschen Kirchen- und Heimatforschung.

Zitierweise:
Martin Meier: Rezension zu: Franz Näscher, Beiträge zur Kirchengeschichte Liechtensteins, Bd. 1: Seelsorger in den Pfarreien, Bd. 2: Berufungen aus den Gemeinde, Bd. 3: Ordensleute in Schule und Pflege, Vaduz, Verlag des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, 2009. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 104, 2010, S. 512-513

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